23. November 2011

Hesher

Ja ja, ich weiß. In letzter Zeit sind neue Artikel von mir selten zu lesen. Dies lässt sich auf drei simple, aber dennoch bedeutende Faktoren zurückführen. Erstens: hatte ich einfach keine Ideen für Reviews und keine Zeit, mich in ein Spiel oder einen Film hineinzuvertiefen. Zweitens: hört auf mich zu loben! Dadurch bekomme ich tatsächlich die Angst, meine zukünftigen Texte werden sowieso nicht an das Niveau der vorangegangen herankommen und lasse es deshalb gleich bleiben. Und drittens der wahrscheinlich wichtigste Punkt: meine LE.....wait for it....THARGIE! Ganz genau, liebe Leserinnern und Leser. Die mentale Projektion meiner physischen Existenz definiert sich selber nämlich als Reinkarnation der Faulheitsgötter! Warum diese so unbekannt sind, fragt ihr mich? Einfache Erklärung: Faulheitsgötter sind einfach zu faul, um sich eigene Götzenbilder auszudenken und zu schaffen, oder überhaupt irgendwas in der menschlichen Dimensionsebene zu tun, um auf ihr Vorhandensein aufmerksam zu machen. Nicht etwa so wie der Blutgott Khorne!
So, nachdem ich mir nun irgendeine Einleitung aus den Fingern gesaugt habe und ihr euch vor staunen über meine Absurdität sicherlich kaum noch im Sessel halten wollt, kann ich ja mit dem eigentlichen Artikel beginnen!


Hesher ist ein Filmdrama, das sich um das Leben von TJ (auch oft "Teach" genannt) dreht. Dieser lebt mit seinem arbeitslosen und höchst depressiven Vater und seiner Großmutter zusammen, die auch seine einzigen sozialen Kontakte darstellen. Hinzu kommen auch noch die Tatsachen, dass er seine Mutter vor Kurzem erst bei einem Autounfall verlor und dass er in, sowie auch außerhalb der Schule, von einem Raudi gemobbt und verprügelt wird. Sein Leben ist also nicht ganz einfach. Aus Frust über seinen derzeitigen Lebenszustand schmeißt er, nach einem kleinen Sturz vom Fahrrad, eine Fensterscheibe eines scheinbar unbewohnten Hauses ein. "Scheinbar unbewohnt" stellt sich aber als fatal heraus, da nämlich doch jemand dort wohnte, bzw. hauste. Nämlich die titelgebende Figur Hesher. Dieser ist von Teachs Ausfall gar nicht entzückt, da das zerbrochene Fenster die Polizei anlockt und Hesher sich daraufhin eine neue Bleibe für sein Vagabundenleben suchen darf. Hesher ist nämlich ein Anarchist, Rocker und Freigeist, wie er im Buche steht, und scherrt sich um keinerlei soziale Konsequenzen oder gesellschaftliche Moralvorstellungen. Er zieht von Ort zu Ort und möchte sich eigentlich an niemanden oder etwas sonderlich lange binden. Die einzigen materiellen Güter, die er besitzt, sind seine Kleider, eine Gitarre und ein verbeulter Van. Das Problem einer neuen Herberge ist auch schon prompt gelöst, nistet er sich einfach bei dem Übeltäter ein, welcher sein schönes Fenster zerstörte, Teach! Dieser ist von Heshers Direkt- und Rücksichtlosigkeit so baff, dass er dessen Besetzung der Garage vorerst nicht ganz zu realisieren vermag. Die Großmutter scheint über eine weitere Seele im Haushalt sogar recht enzückt zu sein und sein Vater, depressiv wie er ist, kümmert sich nach einer Stunde schon nicht mehr um den Fremdling. Daraufhin beginnt für die vom Schicksal gebeutelte Familie eine brutale Lehrstunde durch Hesher, der die Probleme stets provokant und simpel ans Tageslicht bringt.

 Joseph-Gordon Levitt als Hesher
...in Unterhose, versteht sich.

Soviel mal zur Story. Zu viel spoilern will ich ja nicht, soll sich der/die LeserIn den Film doch selber anschauen. ;) Dann schreibe ich halt über ein paar andere Aspekte des Filmes, um meinen Artikel jaaaaaaaaa in die Länge ziehen zu können. Muharhar *böses Lachen* 
Zu den Schauspielern sage ich mal, dass sie ALLE grandios ihre Arbeit machen. Außer Natalie Portman. Warum bekam die nochmal nen Oscar?! Wenigstens nicht für ihre Darstellung hier. Rainn Wilson verinnigt die Rolle des niedergeschlagenen, kaputten, depressiven Familienvaters, wie es sonst niemand besser könnte. Devin Brochu als Teach wirkt ebenfalls vollkommen hilfslos in seinem Leben, so hilflos, dass man ihn fast schon anschreien oder knuddeln möchte. Ihnen beiden, Teach (als fiktive Figur) und Devon Brochu (asl der Realdarsteller) scheinen Hesher tatsächlich viel zu upgefuckt zu sein, sodass Devon/Teach echt keine Ahnung hat, wie er mit manchen Situationen umgehen soll. Und ja Hesher... wenn euch Joseph-Gordon Levitt in Inception, GI Joe oder 500 Days of Summer schon gefiel, dann werdet ihr ihn in diesem Streifen lieben! Seine Performanz verdient sogar drei Ausrufezeichen!!! Zwar ist "Hesher" als Drama gedacht und setzt es auch als solches prima um, aber für die Humoristen unter euch wird es auch viele WTF-Momente geben, denn schwarzer Humor ist keine Mangelware. So raucht sich in einer Szene Hesher mit Teachs Großmutter mit Marihuana ein, klettert in Unterhose einen Strommast hoch, um den Pornokanal freizuschalten, und erzählt abenteuerliche Geschichten von Sex, Drugs und Rock'n'Roll. Dagegen ist der Mindfuck in meiner Einleitung das Frühstück und Hesher ist das 5-Gänge-Menü zum Dinner.

Mensch hat zwar den Eindruck, dass der Film nur vor sich hinplätschert, kein konkretes Ziel vor Augen hat und sich eine seltsame Szene an die andere reiht, aber am Ende wird eine klare Moralbotschaft erkennbar. Die Lektion des Lebens, die Hesher Vater und Sohn erteilt, gipfelt schlussendlich im Klimax der Geschichte, an welcher Vater wieder nach Arbeit sucht und seine Depression überwindet, und Sohn an Charakterstärke und Selbstbewusstsein dazugewinnt. Manchmal braucht man halt einen Engel, um aus einer miseren Lage herauszufinden. Und manchmal ist dieser Engel ein kiffender, gewaltbereiter, bizarrer, selbstzerstörerischer und beleidigender Anarchorocker... man weiß halt nie.

santi