6. März 2012

Kriegerin

Oh nein, kann es wirklich war sein? Gehen mir nun schlussendlich doch die Ideen zum Schreiben aus und ich leide an einer Schreibblockade? Wird mein Blog am Ende doch Opfer einer Durststrecke? Ich könnte die Leser ja anheulen, ich müsse so viel lernen. Ich könnte vielleicht eine imaginäre Konversation mit meinem Laptop simulieren. Oder vielleicht gleich eine Einleitung, die etwas mit dem Thema des Artikels zu tun hat, schreiben! Ach, hatte ich doch alles schon... irgendwie müssen neue Ideen her. Got it! Am Besten schreibe ich einfach, wie unkreativ ich zurzeit sei und springe ganz unauffällig ins kalte Wasser, brabbel sofort los ohne Punkt und Komma und keiner packt sein Leben mehr, dank diesem plötzlichen Stilbruch. Genial! Das kauft mir sicher jeder ab. Und am Ende singen sie alle Lobeshymnen auf mich! Muharhar!!!




Mein letzter Kinobesuch war eher eine spontane als eine geplante Entscheidung. Und da es um diese späte Uhrzeit leider keinen Film, der meine Begleitung und mich sonderlich interessierte, mehr spielte, entschlossen wir uns dazu, abgesehen davon ins Kino zu gehen, Kriegerin anzuschauen. Der Film erzählt die Geschichte von Marisa. Marisa hat keinen Vater mehr, eine charakterschwache Mutter, einen rechtsradikalen Freund. Sie teilt seine politischen Ansichten, verabscheut Ausländer, Andersdenkende, sozial schwache und anscheinend generell alle Leute. Sozialisierung findet zum zum Großteil auch mit deren gemeinsamen Freundeskreis, welcher exklusiv aus leidenschaftlich nationalistisch denkenden Jungerwachsenen besteht. "Das Leben ist scheiße, alles unfair. Die Anderen sind alle Schuld, nur ich nicht!", lautet deren eingeprägtes Weltbild. Der Gedanke an Eigenverantwortung kommt ihnen nicht in den Sinn und vielleicht auch nicht einmal in deren Vokabular vor. Die politische Perspektive des Filmes bleibt aber zumeist am Rande liegen und es wird eher der Umgang miteinander und der Einstieg in die Szene dargestellt, was, aus meiner Sicht, eine große Schwachstelle des Filmes ist. Ebenso können die Schauspieler nur bedingt überzeugen, abgesehen von Alina Levshin. Dieser Umstand liegt ironischerweise nicht an den Schauspielkünsten des Casts, sondern viel mehr an den zu seicht gezeichneten Charakteren. Denen kauft man ihre Existenz nämlich überhaupt nicht richtig ab. Ein offensichtlicher Nachteil diesbezüglich ist vor allem, dass es viel zu viele Figuren mit eigenen Problemen und Hintergrundgeschichten gibt, die Laufzeit des Filmes deren Entwicklungen und Veränderungen aber einfach nicht zeitgerecht abdecken kann, sodass oft nur ein, zwei oder drei Szenen für eine Erklärung herhalten müssen und das Thema dann nie wieder erwähnt wird.

Stilistisch entwickelt der Film ebenfalls keine eigenen markanten Markenzeichen. Einzig alleine der sehr gewagte Soundtrack, der zum Großteil aus selbst geschriebenen, aber lyrisch entschärften Stücken rechtsrock-orientierter Musik besteht, sticht hier immens heraus! Das Grundkonzept des Drehbuches ist an sich, genauso wie die teilweise mutige Darstellung von verbaler und physischer Brutalität, nicht schlecht. Die Neonazi-Szene wurde von David Wnendt nämlich zwei Jahre lang beobachtet und analysiert, sodass einige, vielleicht sogar viele Szenen des Filmes wirklich so geschehen sein könnten und manche Leute wirklich so denken und handeln wie die Personen auf der Leinwand.

Wie dem auch sei, früher oder später trifft Marisa den Flüchtling Rasul aus Afghanistan. Ein Streit zwischen ihm, seinem Bruder und Marisas Clique eskaliert schlussendlich, woraufhin Marisa in einem emotionalen Akt des Hasses Rasul und dessen Bruder mit ihrem Auto überfährt. Von Schuldgefühlen getrieben, überdenkt sie nun ihren eigenen Lebensstil. Als nun auch ihr Großvater, der das große Idol ihrer Kindheit, sowie Mentor und Wegbereiter für ihre menschenfeindlichen Ansichten war, an Krebs stirbt, erkennt sie nach und nach die patriachal dominierte Beziehung zu ihrem Freund und beginnt langsam den Wunsch zu hegen, aus dieser Szene auszusteigen. Ein kleiner Tipp im Vorhinein: so einfach ist das nicht!

Nun habe ich, so denke ich zumindest, euch, liebe Leser und Leserinnen, einen kleinen Einblick in den Film Kriegerin gegeben. Leider bin ich persönlich sehr zwiegespalten ihm gegenüber. Filmisch ist es absolut kein großartiges Werk und in den meisten Kategorien eher nur durchschnittlich. Der Film wirkt auf der einen Seite sehr autobiografisch, auf der anderen Seite vollkommen inhaltsleer. Als wir nach dem Abspann dann draußen an der frischen Luft unsere Nikotinsucht befriedigten, diskutierten meine Begleitung und ich über dieses Phänomen. War der Kinobesuch nun Geldverschwendung? Nein. Hat es sich ausgezahlt? Lustigerweise auch nicht so richtig. Es ist ein Film, den man wirklich nur als "Okay" bezeichnen kann...

santi

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