9. Dezember 2012

Thailand: Krabi

Station 2 unserer Reise führte uns in die Provinz Krabi. Und die erste Frage die man sich stellt, sobald man in der gleichnamigen Provinzhauptstadt angekommen ist: Wo zur Hölle sind alle Touristen?! In der Nebensaison wird Krabi nämlich von den Einheimischen und sehr, sehr vielen Schulkindern beherrscht. In der Stadt gibt es nämlich auf einen Quadratkilometer gleich 4 Schulen an der Zahl. Meistens regen sich Touristen darüber auf, dass so viele Touristen anwesend sind, aber die Tatsache, dass eben so viele Touristen an einem Ort verweilen, impliziert, dass der Aufenthaltsort nicht nur sehenswert sein muss, sondern auch halbwegs sicher ist. In Krabi darf man sich von dieser Logik aber nicht irritieren lassen, denn selbst wenn hier wenig Touristen herumlaufen (generell ist Thailand ein touristenfreundliches Land, wenn es um Gewalttätigkeit geht), braucht man kein mulmiges Gefühl in der Magengegend bekommen. Bestes Beispiel hierfür ist das Gefängnis. Dieses ist zwar nun keine Attraktion der Stadt, befindet sich aber genau in der Mitte dieses Schulviertels. Wenn sich die Stadtplaner so eine geniale Idee erlauben, dann kann die Kriminalität ja nicht so hoch sein. xD Viel wahrscheinlicher ist es aber, dass man herumstreunende Hunde antrifft. Aber auch hier ist voreilige Angst unnötig, da die freilaufenden Hunde in Thailand besseres Verhalten an den Tag legen, als die verzogenen Kleffer bei uns zuhause oder sogar so mancher Tourist.


Krabis berühmte Felsformationen


In der Stadt selber gibt es leider nicht allzu viel zu sehen und interessante Aktivitäten sucht man wohl auch vergeblich. Am ersten Tag lohnt sich wohl ein Stadtspaziergang, bei welchem man wohl alle halbwegs wichtigen Gebäude (Tempel, Rathaus) abgeklappert hat. Mit ein bisschen Glück findet auch gerade zu dem Zeitpunkt des Aufenthalts ein Jahrmarkt statt! Obwohl es in Krabi weitaus schwüler ist als auf Koh Phi Phi, ist es ratsam in der Nebensaison einen Regenschirm zu Spaziergängen mitzunehmen, da sich das Wetter doch recht abrupt ändern kann. Die Übersichtlichkeit der Stadt lädt auch sehr dazu ein, mal länger nach etwas essbarem oder einer idealen Unterkunft zu suchen. Nur an den dichtbefahrenen Hauptstraßen sollte man sich vielleicht nicht niederlassen. Apropos Verkehr: Krabi ist der perfekte Ort um sich an die thailändischen Straßenregeln zu gewöhnen! In Bangkok wird man nämlich von einer Unzahl unausgesprochener Gesetze überflutet und bangt bei jeder Kreuzung um sein Leben. In Krabi erwirbt man bei dem gemächlichen, aber für die Größe der Stadt doch respektablen Verkehr eine Routine in Sachen "Jetzt geh ich über die Straße!". Ein weiteres Highlight ist der Nachtmarkt, welcher sich gleich unübersehbar an der Schiffshauptanlegestelle des Ortes befindet. Dort isst man gemütlich auf Plastiktischen und -sesseln frischzubereitete Gerichte selbstgemacht von Thais, deren Altersschnitt wohl nicht mehr unter 60 Jahren liegt und die kaum Englisch sprechen. "Beer" und "Cola" sind noch gängige Ausdrücke, mit "Chicken ala arrabbiata" wird man aber wohl nur verstörte Blicke ernten. Sowas gibt es dort auch ohnehin nicht auf der Speisekarte, auf welcher fast ausschließlich Thaigerichte vorzufinden sind. Untertags ist an genau derselben Stelle eine Straße mit angrenzendem Parkplatz, am Nachmittag wird der Markt aufgebaut und am Abend ist man herzlich eingeladen, sich dort den Bauch vollzuschlagen. Auf jeden Fall ausprobieren!

Ist man genug planlos durch Krabi geschlendert, geht es an einen der beiden beliebten Strandorte! Der erste, Ao Nang, befindet sich einige Kilometer südöstlich der Stadt. Mietet euch auf jeden Fall Motorräder oder lasst euch mit einem Pick Up-Bus hinfahren, denn der Ort ist gute 20-30 Minuten Fahrtzeit entfernt. In Ao Nang angekommen bemerkt man gleich wieder die westlichen Einflüsse, denn die Restaurants bieten auf einmal wieder amerikanische, mexikanische und europäische Speisen an. Und natürlich steigen deren Preise auch um einen satten Teil an. In der Nebensaison ist der Strand hier vollkommen leergefegt, und dennoch wird man von Strandverkäufern alle 5 Minuten belästigt, dies und das zu kaufen. Oder sich vielleicht gar sogar eine Massage an Ort und Stelle andrehen zu lassen. Die überfüllten Tuktuk-Stände lassen ebenfalls erahnen, dass in der Hauptsaison hier wohl mehr Party abgeht als in Krabi.

 
Fast leerer Strand von Railey


Der zweite Strandort ist ein bisschen außergewöhnlicher, aber immens stark umworben. Spätestens nach dem dritten Reisebüro entwickelt man den Eindruck, als ob Railey, mit seinem Thai-untypischen Namen und seiner unkonventionellen Lage, der eigentliche Grund ist um nach Krabi zu reisen. Railey befindet sich nämlich auf einer Halbinsel, deren Grenze mit dem Festland von Bergen und Felsen bedeckt ist, sodass man nur per Longtailboot dorthin kommt. Größere Boote sind leider ineffektiv, da die Gewässer um Railey herum so seicht sind, dass bei Ebbe selbst die kleinen Cousins mit ihrer geringen Rumpftiefe Probleme bekommen. Was gibt es nun auf Railey? Genau 3 Sachen! Hotels, Ressorts und teure Unterkünfte! Um von der Anlegestelle zu den beiden Stränden zu gelangen, muss man sogar durch eben diese Hotels ungeniert durchmarschieren. Dieser Ort zielt auf reiche Leute ab, die gerade einen ruhigen Familienurlaub machen wollen, und stellt einen schönen Kontrast zu Ao Nang dar. Tagesausflüge sind aber auch keine schlechte Idee. Railey ist deshalb so stark umworben und beliebt, weil die Strände einfach göttlich sind! In der Nebensaison hat man diese außerdem fast vollkommen für sich allein. Und selbst die schwimmfaulsten Menschen (mich in diesem Fall ausgeschlossen) wagen es ins Meer hinein, denn selbst nach 50 Metern reicht das badewannenwarme Wasser stellenweise nur auf Hüfthöhe. Ihr habt richtig gehört: badewannenwarm! Meine beiden Reisebegleiter flüchteten förmlich aus dem Wasser um sich abzukühlen. Irgendetwas war daran sicher nicht mehr koscher... Sollte man keine Lust auf Sonnenbaden und Schwimmen haben, bieten sich die lokalen Riesenfelsen hervorragend an, um einmal den Affen in sich zu entdecken und gesichert mit Enterhaken und Seilen an den Wänden hochzuklettern.

Zwei weitere Sehenswürdigkeiten der Region Krabi sind die an den Ufern liegenden Magrovenwälder, welche man per Longtailboot erkunden kann, und der Tigertempel, ein Tempel gelegen auf einem der berühmten, provinzprägenden Felsformationen. Diese Felsformationen dienten unter anderem in dem Film James Bond: Der Morgen stirbt nie als Hintergrundkulisse. Die Anlage befindet sich zwar unten am Berg, der Haupttempel samt Buddhastatue erreicht man  aber erst nach einer Besteigung von ungefähr einer halben Stunde bzw. nach 1.237 steilen und noch steileren Stufen. Manche von denen entpuppten sich in der Vergangenheit schon als zu steil, sodass diese gesperrt wurden. Hat man diese physische Tortur über sich ergehen lassen, wird man am Gipfel mit kühlem Gratiswasser, einer großen Stupa, einer ansehnlichen Buddhastatue, einer unglaublichen Stille und einem Wahnsinnsausblick belohnt, welchen man so schnell nicht mehr vergessen wird! Bevor man aber den Anstieg beginnt, sollte man sich darüber im Klaren sein, dass man die steilen Stufen auch wieder herabsteigen muss. Höhenangst und Schwindelgefühl sind hier fehl am Platz! Zugehörig zur Anlage befindet sich am Fuß des Berges gleich an der Waldgrenze ein Mönchsdorf. Hier hat man eine einmalige Gelegenheit im Vorbeigehen zu sehen, wie die Behausungen solcher Mönche aussehen. Außerdem gibt es kleine, erkundbare Höhlen gleich neben dem Dorf, in welchem man sich nicht nur wie Indiana Jones vorkommt, sondern auch Zuflucht vor der Sonne und den Temperaturen findet.


Die Besteigung des Tigertempels


Krabi eignet sich sehr, wenn man einen ruhigen Strand- oder Kletterurlaub machen will, oder sich einfach vor den Touristenfluten zurückziehen mag. Die Provinz wird nämlich (auch in der Hauptsaison) meist nur zur Durchreise von oder nach Koh Phi Phi verwendet. Für die Provinz Krabi nimmt man sich am besten 3 Tage Zeit: einen Tag für Stadtspaziergang und Erkundung der Gegend, einen Tag die Provinz kennenlernen, und einen Tag für einen Strandbesuch. In der Nebensaison sind angenehm wenig Touristen unterwegs und das Wetter ist meist auch sehr entgegenkommend, obwohl die Regenwahrscheinlichkeit höher ausfällt. Ein Foto von der Mörderaussicht des Tigertempels werdet ihr hier nicht von mir bekommen, denn dazu muss man selbst oben gewesen sein! ;)

santi

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