5. September 2011

Breath of Death VII

Breath of Death 7 sieht aus, als wäre es vor 15 oder 20 Jahren programmiert worden: schönste 16Bit-Landschaften und Pixelgesichter, so weit das Auge reicht. In Wahrheit kam das Spiel 2011 zusammen mit "Cthulu saves the world" heraus. Die Entwickler von Zeboyd Games entschieden sich bewusst für den grafischen Retrostil, um an alte Zeiten zu erinnern und Nostalgie in dem Spieler zu wecken. Erinnerungen an eine Zeit, in der Grafik noch nicht das Niveau des Spieles bestimmt hat, sondern nur Gameplay, Humor und Story gesagt haben, wos lang geht!

Jeder Aspekt in Breath of Death 7 ist so banal gehalten wie möglich, ergo auch die Geschichte:
ein Krieg ist im 21.Jahrhundert ausgebrochen; alle Menschen sind gestorben; manche stehen als Untote wieder auf und bevölkern die Erde neu; auf einmal werden paar von den Untoten böse; und oh welch Überraschung, man selber soll die Welt von der Wurzel allen Übels befreien! Eigentlich ist diese Hintergrundgeschichte vollkommen überflüssig und gerät schon nach zwei Minuten Spielzeit in Vergessenheit. Die Geschichte dient quasi nur als Grundstruktur und Gedankengerüst, um alle Personen auf der Welt als Monster rumlaufen lassen zu können. Eines dieser Monster spielt man auch! Nämlich "Dem", das Skelett.
"Dem" muss zu Beginn des Spiels einen Dungeon von Trollen säubern. Danach bekommt man auf eine unfreiwillige Weise auch schon seinen ersten Gefährten. Danach erkundet man nach und nach die Welt, und levelt sich mit der Bezwingung von Gegnerhorden in rundenbasierten Kämpfen nach und nach hoch. Klassisches RPG-System nunmal. Die Idee ist nicht neu, aber witzig und präzise umgesetzt.

Die eigentliche Stärke des Spiels liegt auf den Charakteren und den Dialogen zwischen diesen. Man spielt insgesamt mit einem Trupp von 4 Leuten. Da wäre unter anderem Dem (das stumme Skelett), Sara (der hyperaktive Geist), später noch ein weiblicher Vampir-Nerd und ein Zombieprinz mit französischem Akzent...mit FRANZÖSISCHEM AKZENT!!! Spätestens nachdem die Gefährten vollständig sind, kann mir keiner mehr erzählen, nicht mindestens 1mal gelacht zu haben bei dem ganzen stereotypischen Schwachsinn, der in dem Spiel präsentiert wird.

Komplexität kennt das Spiel ohnehin nicht. Die Steuerung umfangt nur die nötigsten Funktionen. Eine Taste für Bestätigen, eine für Abbrechen, eine für das Menü. Die Taste für schneller Laufen ist schon das Außergewöhnlichste, was zu finden ist. Genauso verhält es sich mit den Charakterwerten: es gibt Healthpoints, Manapoints, physische und magische Angriffe, physische und magische Verteidigung, und Agilität bzw Schnelligkeit im Kampf. Hier zeigt einem das Spiel die Übertriebenheit anderer, moderner Spiele auf: man braucht den ganzen unnötigen Schnickschnack nicht für gute Unterhaltung!
Der einzige Teil des Spiels, welchen dem Spieler ein klein wenig Handlungsfreiheit bietet, ist das Level-Up-System. Bei jedem Level-Up eines Gefährten, kommt es zu einer Entscheidungswahl zwischen zwei Boni. So muss man sich entweder für mehr Health oder Mana, für mehr Angriff als Abwehr, oder für einen gezielten Schadenszauber bzw einen Splashzauber entscheiden. Einmal entschieden, sind die nicht-gewählten Boni nicht mehr verfügbar.

Spielgrafik.

Wie die Grafik, sind auch die Soundeffekte an eine 16 Bit Midi-Ära angelehnt und dudeln im Hintergrund vor sich her. Generel gibt es nur 4 verschieden Soundtracks: Stadt, Dungeon, Kampf, Welt. Zumindest kam es mir so vor... aber die Umsetzung funktioniert und passt sich vollkommen an die Spielewelt an!

Der Schwierigkeitsgrad von dem Spiel kann sich trotz des recht simplen Spielaufbaus sehen lassen.(Außer natürlich, man trainiert gescheit und rushed nicht so durch wie ich...) Die Gegner kommen zahlreich und zumeist in Horden, und stecken viel zu viel aus. Normale kleine Grüppchen habe ich mehr zu fürchten gelernt, als einen Bossgegner, weil einem irgendwann einfach das Mana für die starken Spells ausgeht, und die Charaktere bei jedem Treffer ein Drittel bzw manchmal sogar die Hälfte der Healthpoints verlieren. Dies scheint den Programmierern anscheinend bewusst gewesen zu sein, und sie haben diese Tatsache mit einer netten Idee korrigiert. Nämlich nach jedem Kampf die Gesundheit der Charaktere automatisch wiederherzustellen. Die Manapunkte regenerieren leider nur, falls der Spieler zuvor bei Level-Ups die entsprechenden Boni ausgewählt haben, aber sonst wäre das Spiel wieder zu einfach geworden. Mana kann man an bestimmten Brunnen neu tanken, welche auch gleichzeitig als Speichermöglichkeit dienen. Diese sind aber wieder so selten zu finden, dass man auch gleich die Möglichkeit des Speicherns in das Menü eingebaut hat, sodass dies jederzeit möglich ist. Interessant sind auch die Potions, welche nicht nur HP heilen, sondern gleichzeitig auch wiederbeleben können. Extra Phönixfedern einbauen, um jemanden wiederauferstehen zu lassen? Pffft, der Potion kann alles! Heiltränke sind neben Waffen und Rüstung übrigens auch die einzigen Gegenstände, die es in der Spielewelt zu finden gibt.

Auch sehr interessant ist der Monstercounter. Betritt man einen Dungeon oder die große weite Weltkarte und öffnet man das Menü, sieht man rechts oben einen Zähler, der nach jedem Kampf um eine Stelle sinkt. Erreicht dieser wert Null, gibt es in dem bestimmten Dungeon keine Kämüfe mehr zu absolvieren, außer man drückt im Menü absichtlich auf die Option "Fight!". Findet man sich in einem Dungeon mal nicht zurecht, wird man also nicht ständig mit Gegner konfrontiert/genervt, wie in üblichen Rollenspielen, sondern kann dann ungestört den Ausgang suchen.*thumbs up* für diese geniale Idee!
 Kampfbildschirm; der Hintergrund wurde bewusst ausgelassen.

Das Spiel ist zusammen mit "Cthulu saves the world" auf Steam für 1-2 Euro erhältlich. Nach ein paar Abenden mit einem Freund neben mir, hatten wir das Spiel auch schon durchgespielt. Und unser Resümee? Diese 2 Euro zahlen sich vollkommen aus! Zwar ist der Widerspielbarkeitswert eher gering, aber für jeden, der ein Fan von Rollenspielen ist bzw früher einer war, ist dieses Spiel durchaus den minimalen Geldaufwand wert. Man wird überrascht sein, wie perfekt die Entwickler den Grafikwahn von heute mit schierer Lächerlichkeit und Banalität auf die Schaukel nehmen, indem sie so ein Spiel auf den Markt bringen, dass mit Simplizität nur so hervorsticht. Es erfordert gar nicht mal so viel für ein gute Unterhaltung!

santi

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