6. Dezember 2011

The Tree of Life

Da mein Blog bis jetzt relativ gute Kritik erntete, bat mich ein Freund vor Kurzem, um genau zu sein vor über einem Monat schon, um meine seriöse Meinung *hihihi ich und seriös* bezüglich eines Filmes. Ganz genau, ich meine DICH! Muharhar ich liebe es, Freunde mit einem Mindfuck zu begeistern. Selbstverständlich habe ich mir diesen Film dann auch angesehen, … mehr oder weniger. Damals bei Citizen Kane habe ich es nämlich auch nie geschafft, über die Ein-Stunden-Marke hinauszukommen, da ich immer einschlief. Selbes Schicksal ereilte mich bei dem Titel Tree of Life.


Ein Mann geht auf die Bühne und schaut aus dem Fenster seines Hauses. Dort sieht er seine Kinder draußen im Garten spielen und tollen. Er scheint zufrieden mit der Welt zu sein. Seine Persönlichkeit lässt sich als fürsorglich, aber streng beschreiben, will er doch, dass seine Söhne große und starke Männer werden, die nichts in der Welt zu fürchten brauchen. Das Gegenteil zu ihm ist seine Ehefrau. Eher distanziert, aber sehr emotional. Eines Tages bekommt sie einen Brief, dass einer ihrer drei Söhne verstorben ist. Während dieser Szene, wird kein Wort gesagt, nur Gesichter und vom Gartenbaum herabfallende Blätter gezeigt. Die dargestellte Botschaft ist nicht zu übersehen. Ein Schnitt erfolgt im Film und man sieht einen Mann (im Alter zwischen 40 und 50 Jahren) auf seinem Bett und neben seiner Frau aufwachen. Wieder ein Schnitt und die ZuseherInnen befinden sich Unterwasser, sie sehen wie sich die Wellen an der Oberfläche brechen und hören deren dumpfe Geräusche. Ein klares Zeichen für die innere Unruhe, die der Mann mit sich herumschleppt. Eine Kamerafahrt zeigt die Behausung des Mannes. Gerade Linien, weiße Wände und Designermöbel prägen die Gemächer dieses Ehepaares. Ein Einblick auf seine Charakterzüge? Vielleicht hat er immer noch nicht herausgefunden wer oder was er ist. Vielleicht will er auch einfach nicht in dieser Welt verweilen und hält sein Haus deshalb möglichst steril? Fragen über Fragen. Ein weiteres Bild folgt und man sieht einen Dinosaurier über einen Fluss gehen. Ein Indiz dafür, dass der Mann schon langsam älter wird und seine Gebrechlichkeit immer mehr wahrnimmt, aber dennoch gewisse Hürden meistern will. Vielleicht ein Kampf gegen das Alter, gegen das Aussterben. Wie bei dem werten Herr Dino

Solche Bilder definieren diesen Film und tragen die Handlung in der ersten halben Stunde, und immer noch wurden nicht einmal zehn Sätze gesprochen. Der Regisseur hasst seine eigene Stimme offenbar so sehr, dass er nicht einmal die Figuren in seinem Film Dialoge führen lässt. Eine Aussicht auf etwaige Änderungen in der Stilistik ist nicht zu erkennen. UND DAS GANZE DAUERT AUCH NOCH ÜBER ZWEI STUNDEN!!! Kein Wunder, wenn da so mancher Cinephile (Filmefanatiker) den Kinosaal verlässt und sein Geld zurückhaben will. Bildersprache schön und gut, aber es kann mir niemand erzählen, dass dieser Film Ästhetik ausstrahlt, wenn mir alle möglichen Metaphern serviert werden. In Regisseur Terrence Malicks Augen galt dieser Film als Experiment, aber er drückt hier viel zu viel auf die „Ich will jetzt poetisch sein“-Tube und übertreibt damit maßlos. Ich will nicht zwei Stunden lang Metaphern an den Kopf geworfen bekommen, weil er meint, dass dies tiefgründig sei. Ist es nämlich nicht! Hinzukommt, dass, falls er wirklich in jede verdammte Szene eine Botschaft einbringen will, dies mit der Form der Metapher eher ein Missgeschick ist. Denn „Metapher“ definiert sich als ein bildhafter Vergleich für eine bereits existierende Bedeutung, die aber nicht explizit ist, sondern durch und durch subjektiv vom empfangenden Individuum interpretiert werden kann. So denken manche Leute bei der Metapher „schreiende Farben“ vielleicht tatsächlich an einen Eimer blauer Farbe, der gerade von Grün oder Rot abgestochen wird, und nicht an knallbunt gestrichene Hauswände, welche mit Lebhaftigkeit, Kreativität und Lebensfreude, vielleicht sogar Optimismus gedeutet werden können. Sich die Freiheit zu nehmen, Assoziationen der Bildersprache nur in eine Richtung zu lenken und sie dem Zuseher/der Zuseherin aufzudrücken, ist, meiner Meinung nach, etwas zwischen naiv, arrogant und kurzsichtig. Witzig finde ich übrigens, dass der Zuschauer bereits bei dem Kinoplakat (oben zu sehen) davor gewarnt wird, er/sie werde jetzt mit Bildern erdrückt werden.
Sonnenerutpion oder menschliche Eizelle? Bessere 
Frage: Was hat das gezeigte Bild mit Psychostudie,
Poesie oder generel, der Handlung zu tun?

Hinzukommt auch noch die bereits erwähnte Länge des Filmes. Wäre es ein Kurzfilm, würde sich meine Kritik sicher etwas mehr im Zaum halten und meine Ansicht über die Anwendung der Bildersprache in diesem Film sicherlich nicht so negativ ausfallen. Aber boah, zwei Stunden. Ernsthaft? Nicht einmal mit drei Dosen eines x-beliebigen Energydrinks halte ich das durch. Und ganz ehrlich: ich leide lieber, aufgrund von einer Koffeinüberdosis, an einem Herzkaschperl, als mir Tree of Life noch einmal ansehen zu wollen/müssen.

Zu den Darstellern kann ich leider nicht so viel sagen. Brad Pitt, Sean Penn und Jessica Chastain sind zwar auf der Leinwand zu sehen, aber irgendwie auch. Ihre Präsenz als individuelle Figuren oder Schauspieler ist vollkommen belanglos. Da sowieso nur sehr wenig konversiert wird, hätte man genausogut drittklassigere Darsteller engagieren können. Mich zum Beispiel! Das Geld hätte ich gut brauche können. 
Achja: der Soundtrack. Genauso "random", wie die Bilder, die gezeigt werden.

Mein Resümee:
fehlgeschlagenes psychologisches Pseudoporträt - nicht für Unterhaltungskino geeignet - wenn man Masochist ist und sich für Poesie interessiert, kann man sich den Film sogar anschauen. Ich habe auf jeden Fall schon in der ersten halben Stunde zweimal pausieren müssen. Gott segne die Pausefunktion. Vielleicht irre ich mich aber auch und der Film entwickelt sich genau nach der 30.Minute zu einem bombastischen Meisterwerk und sehr sehenswerten Film, genau wie Citizen Kane.

santi

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