13. August 2012

Magic: The Gathering - Die Asche der Sonne

Kaum ist mein Laptop im Eimer und dementsprechend meine Zeit vor dem Internet drastisch dezimiert worden, beginne ich doch tatsächlich auf einmal Bücher zu lesen. Und rattfratz *hihihi erfolgreich den Namen eines Pokemons eingebaut* ist auch schon das erste fertiggelesen. Zuerst  fand ich den Eifer, mit welchem ich dieses Buch las, sehr absurd. Denn normalerweise verhielt es sich bei mir stets so, dass Bücher in meiner Nähe die gleiche Reaktion in mir hervorhoben wie das Tageslicht oder Knoblauch bei Vampiren. Dementsprechend war meine Angst auch groß, nach den ersten paar Seiten zu schmelzen, und trug daher eine Sonnenbrille während dem Lesen. Just in Case, versteht sich. Nachdem ich mich aber weder verflüssigte, verdampfte oder in Flammen aufging, und mein Laptop immer noch nicht durch ein magisches Wunder von selbst funktionieren wollte, las ich weiter und weiter. Ach, was man nicht alles tut, wenn einem langweilig ist... Kaum blätterte ich die letzte Seite um, überkam mich auf einmal ein seltsames Gefühl. "Schock-schwere-Not, ich verbrenne doch!!! Diese Bastarde aus der Buchhandlung logen mich an!!! ...oh, ich verbrenne doch nicht. Dann kann ich den ausgeliehenen Feuerlöscher ja wieder zum Hauswart zurückbringen. Dumdidum..."  Das Gefühl, welches mich plötzlich befiel, war Traurigkeit, denn das Buch und generell das Lesen an sich machte mir sogar sehr viel Spaß! Alles deine Schuld, Lappi!!! Warum musstest du auch sterben!




Aber eigentlich hätte es mich nicht schockieren dürfen, dass mir ausgerechnet DIESES Buch so gut gefiel. Denn erstens liebe ich Science Fiction und Fantasy Romane und zweitens ist es ausgerechnet auch noch aus dem Magic: The Gathering-Universum! Nur Shiva weiß (immer "Gott" zu schreiben wird irgendwann öde), wieviele Stunden meines Lebens für dieses grandiose Kartenspiel, auf welchem dieses Buch basiert, draufgegangen sind und wie sehr es mich immer noch begeistert. Naja, sagen wir mal lieber: "basieren sollte". Denn abgesehen von dem versprechenden Titel hat der Inhalt nicht sonderlich viel mit dem Kartenspiel zu tun. Außer, dass ein paar Fantasiewesen wie Goblins und Minotauren auftauchen, gibt es keinerlei Bezug auf rundenbasierte Strategiekämpfe oder den Ideologien der Fünffaltigkeit der Farben Rot, Grün, Blau, Weiß und Schwarz. Hinsichtlich dieser Erkenntnis war ich doch ein wenig enttäuscht, aber die fesselnd erzählte Story bannte mich dennoch an dieses literarische Werk.

Der Inhalt ist folgender: Ayesh ist ein Mensch und zugleich eine Überlebende einer untergegangenen, aber sehr hoch gebildeten und fortschrittlichen Zivilisation. Als Letzte ihres Volkes bereist sie nun die Welt, um den Menschen in Märchenerzählungen und Liedern von ihrer zerstörten Heimat zu berichten, damit diese in den Herzen der Hörer weiterexistiert und doch nicht ganz von dieser Welt verschwindet. Die Menschen langweilt ihre Geschichte aber zusehens und Ayesh's Frust treibt sie schließlich soweit, ihr eigenes Leben einfach beenden zu wollen. Aber nicht, ohne davor ein paar Goblins mit in den Tod zu reißen! Diese sind nämlich für den Untergang ihres Zuhauses hauptverantwortlich. Also begibt sie sich alleine auf den sicheren Pfad ins Jenseits.

Bis hierhin ist das Buch total langweilig und ich plagte mich die ersten fünfzig Seiten, aber ab hier nimmt die Geschichte endlich an Fahrt auf und das sogar sehr rapide. Denn Ayesh wird, in einer Steinschlucht auf die Goblins wartend, ur plötzlich von Minotauren entführt. Wieso, weswegen, warum und weshalb bleiben ihr noch sehr lange unbeantwortet. Ich weiß ja nicht, aber für mich hört sich das ordentlich pervers an, wenn eine grazile, allein reisende Maid von einem Dutzend 2,5 Meter großer, muskulöser Minotauren entführt wird. Verdammtes, Pornografie infiziertes Internet!!!
Wie dem auch sei, eines weiß Ayesh aber jetzt schon: ihre Entführung hatte sicherlich nicht sie persönlich als Ziel. Nein, dies war eher ein dummer Zufall. Aber ihre erzwungene Anwesenheit in den Heimatregionen der Minotauren löst neue Konflikte, Provokationen, interne politische Machtkämpfe und vielleicht sogar einen gewaltsamen Krieg aus. Und ja, darum geht es in dem Buch: das Leben der Minotauren. Leider bleibt es dies auch, ein stinknormales Buch. Denn von einem Meisterwerk ist es weit entfernt. Denn die Politik wird nicht gerade komplex und facettenreich konstruiert.

Zum Beispiel gibt es 3 politische bzw. ideologische Lager: 
1. Die konservativen Minotauren, welche ihre Traditionen, ihre Herkunft und ihre Hierarchien sehr verehren und behüten wollen. Diese wollen eher für sich bleiben und töten alles, was ihnen zu nahe kommt und gegen ihre Regeln verstoßen sollte.
2. Die Minotauren, die an Wissenschaft und am Frieden aller Völker der Erde interessiert sind. Wissenschaft birgt aber auch die Gefahr, dass man bestehende Methoden und Systeme anzweifeln muss, damit Fortschritt und dementsprechend eine "bessere" Welt entstehen kann.
3. Die Neutralen ... ja, über die wird nicht sonderlich viel erzählt.

Nun gut, ihr könnt euch den Rest wahrscheinlich selbst denken. Zwar bietet Die Asche der Sonne keine Tiefen Charaktere oder mehr als diese schnöde Schwarz-Weiß-Ansichten, aber wartet dennoch mit beeindruckend vielen Überraschungen auf und immens gut geschilderten Umgebungen. Der Autor Hanovi Braddock (ist nur sein Pseudonym) versteht es förmlich, die Orte und die Landschaften, sowie die Gestik und Mimik der Protagonisten in die Köpfe der Leser zu projezieren. Man weiß sozusagen immer, was gerade Sache ist.

Interessant ist auch die Aufteilung der Kapitel. So wird nicht nur sehr oft die Person, aus dessen Sicht man das aktuelle Geschehnis betrachtet, gewechselt, sondern auch enorme Zeitsprünge unternommen. Beendet man ein Kapitel und will das nächste anfangen, sieht man sich nicht nur mit einer anderen "Hauptperson" konfrontiert, sondern auch mit einem Riss im Zeitstrang. Ein weiteres Beispiel:
Sagen wir mal, in Kapitel *keine Ahnung* 18 gibt es eine Kriegserklärung von Person A an Person B. Dies ist aber nur ein Beispiel und findet im Buch nicht wirklich 1-zu-1 so statt. In Kapitel 19 schlendert nun Person C alleine herum und geht in einem inneren Monolog nochmal alles durch, was in der letzten Woche seit Kriegsbeginn geschehen ist. Zwischen den beiden Kapiteln liegen also rund eine Woche. Nun, dieser Stil hat Vor- und Nachteile. Ein eindeutiger Vorteil ist, dass die Geschichte dadurch wesentlich schneller voranschreiten kann und überflüssige Dialoge beiseitegeschafft werden. Ein Nachteil wäre, dass eben dadurch auch wesentliche Informationen verlorengehen können und der Leser sich viele, besonders die kleinen Details selber zusammenreimen muss. Vielleicht ist das aber auch die Absicht des Autors, dass er eben dem Leser selber noch Raum für eigene Interpretationen geben will, anstatt ihm wie bei einem Kleinkind alles vorkauen zu müssen.

Am Ende ist man scheinbar keine Erfahrung reifer geworden, da die meisten Charaktere sich stur in ihren Ansichten und Traditionen suhlen. Einzig das in meinen Augen überaus intelligente Ende bietet eine minimal sinneswandelnde Moral, über welche man nach Beendigung des Buches zumindest kurz nachdenken kann. Aber genau wie Ayesh ihre alte Heimat nicht neuauferstehen lassen kann, so will der Autor auch nicht moralpredigend sein, sondern eben genau wie Ayesh lediglich eine Geschichte erzählen...
...und ich werde wieder meine Magickarten herausholen, *singend* damdidam....

santi


PS:
Jakob, auf deinem Laptop schreibt es sich schei*e. -_-

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen