26. August 2012

Welcome to Hell

Bücher, sooo viele Bücher zum Lesen. Ihr habt ja keine Ahnung, wieviele von den Dingern ich über die Jahre gesammelt habe und nie wirklich aufgeschlagen habe. Da ich vor wenigen Tagen immer noch keinen neuen Laptop hatte (jetzt aber schon, YAY) und ich eines Nachts auch nicht einschlafen konnte, nahm ich eines dieser Buch zur Hand. Musste ja schließlich viel zum Lesen aufholen. Außerdem passte der Ort des Buches irgendwie zu meiner bevorstehenden Thailandreise. Obwohl, hoffentlich nicht...




Wie der Titel so schön verrät, war Colin Martins Aufenthalt in Tailand kein so erfreulicher. Aber ich fange lieber mal von vorne an. Colin Martin war ein irischer Schweißer und Geschäftsmann. Anfang der 90er hat er seine eigene kleine Firma aufgemacht, welche sich damit beschäftigte, Schweißer auszubilden und als Leihkräfte zu verleihen. Zuerst expandierte die Firma in europäische und später auch in asiatische Länder. Bei einem seiner geplanten Deals wurde er in Bangkok übers Ohr gehauen und um eine halbe Millionen Dollar erleichtert. Da er selbst nun pleite war, seine Kollegen und Angestellten kein Vertrauen mehr zu ihm hatten und seine Frau ihn verlassen hat, begab er sich auf eine zweijährige Suche quer durch Thailand, um die Männer zu finden, die ihn ausgetrickst hatten. Erstaunlicherweise findet er diese beiden Männer sogar und möchte Gerechtigkeit walten lassen... und natürlich sein Geld zurückhaben. Durch korrupte Polizisten geschieht aber genau das Gegenteil. Bei der Festnahme des zweiten Schurken kommt es nämlich zu einem Faustkampf mit dessen Bodyguard, welcher zwar von Colin überwältigt werden, aber auch fliehen konnte. Auf einmal gilt dieser Bodyguard nicht nur als vermisst, sondern auch als tot. Einer der beiden Betrüger bezichtigt Colin nun als mutmaßlichen Mörder seines Bodyguards. Natürlich verteidigt Colin seine Unschuld, aber wird durch stundenlange Folter der Polizei weichgekocht und zu einem Geständnis gezwungen. Daraufhin landet er in einem der brutalsten, gefährlichsten, unhygienischsten und menschenunwürdigsten Gefängnissen der Welt. Im restlichen Buch über schreibt Colin, wie das Leben im Gefängnis so war und wie er vergeblich versuchte, eine faire Verhandlung vor Gericht zu erhalten.

Das erschütternde an Welcome to Hell ist, dass es auf wahren Erlebnissen von Colin Martin basiert und dieser autobiografisch und auschließlich aus der Ich-Perspektive berichtet. Und glaubt mir, es ist nicht einfach, sich selbst zu überwinden und das, was dieser Mann niederschrieb, zu akzeptieren. Denn nicht nur die Ungerechtigkeit und die brutale Folter der Polizei, sondern auch die Lebensverhältnisse in den Haftanstalten sind unglaublich. Man mag es fast nicht wahrhaben, dass es solche Orte auf der Welt gibt und dass andere Menschen in der Lage sind, anderen so etwas anzutun. Colin Martin ertrug es 8 harte Jahre lang und entschloss sich schlussendlich, seine Geschichte niederzuschreiben. Ihm war, so schreibt er gegen Ende des Buches, durchaus bewusst, dass viele Leute, die sein Buch lesen werden, ihm wahrscheinlich keinen Glauben schenken werden, da sie die beschriebenen Grausamkeiten nicht wahrhaben wollen oder vielleicht gar nicht verstehen. Um seine Geschichte bei Skeptikern zu untermauern, fügte er die wenigen Fotos, die ihm während seines Gefängnisaufentaltes erlaubt wurden, hinzu. Und sein Schreibstil wirkt nun wirklich nicht wie der eines professionellen Schriftstellers. Er beschreibt in seinen eigenen Worten, was er gesehen und erlebt hat.

Zu Beginn des Buches wirkt alles immens surreal, da Colin ja auf zwei Betrüger, die ihre Betrügereien im großen Stil organisieren und es hauptsächlich auf Firmen und Geschäftsmänner abgesehen haben, hereinfällt. Teilweise ist einem während dem Lesen unbegreiflich, wie Colin Martin auf die Ausreden und die Tricks dieser Betrüger so naiv hereinfallen konnte. Dann sinnierte ich kurz darüber und kam zu dem Entschluss, dass dies doch vielen Leuten leicht passieren hätte können. Er glaubte halt an das Gute im Menschen und dachte nicht darüber nach, dass man ihn so verarschen würde. Sein Drang nach Gerechtigkeit wurde dann unbarmherzig vom thailändischen Justizsystem, welches im Buch von vorne bis hinten als korrupt rüberkommt, niedergeknüppelt und er wurde für seine Gutmütigkeit bestraft. Einige werden sogar einen ganz neuen Blick auf die Länder Südostasiens bekommen.

Ich weiß nicht wirklich, was ich mit diesem Artikel erreichen will. Wahrscheinlich will ich nur, dass so viele Leute wie möglich von dem, was Colin Martin zugestoßen ist, erfahren. Persönlich finde ich, dass er sich doch sehr naiv und sogar ein bisschen dümmlich bzw. fahrlässig verhalten hat. Auf der anderen Seite ist es durchaus menschlich, Fehler zu machen. Dass er aber so bitter in seiner Sehnsucht nach Fairness enttäuscht wird, ist einfach unbegreiflich. Das Buch liest sich sehr schnell und obwohl das Beschriebene in einem einen Kotzreiz verursachen kann, ist es doch immens mitreißend. Ob es taktisch klug war, genau dieses Buch vor meinem Thailandaufenthalt zu lesen, ist natürlich fraglich. xD Ich empfehle es trotz des schwermütigen Inhaltes auf jeden Fall weiter und wünsche Colin für sein restliches Leben alles Gute!

santi

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