7. April 2012

The Artist

Uff ganz ganz schnell den Artikel schreiben, bevor es den Film mal wieder nicht mehr in den Kinos spielen sollte. Keine Zeit für Einleitung. Es geht um The Artist und jetzt: "Artikel ab!"




Wohl nur sehr wenige Leute hätten gedacht, dass ein Stummfilm in schwarz-weiß heutzutage noch großen Erfolg einfahren bzw. überhaupt gedreht wird. Dies dachten sich anscheinend auch viele potenzielle Sponsoren, sodass es dem Produzenten Thomas Langmann und Regisseur Michel Hazanavicius (wer diesen Namen aussprechen kann, bekommt eine Medaille von mir) zu Beginn etwas schwer fiel, Interessenten zu finden, bis sie schlussendlich in die eigene Tasche greifen mussten und zur Selbstfinanzierung schritten. Was dabei herauskam ist ein Lobgesang auf die Stummfilmära, wie sie es selbstironischer, romantischer und nostalgischer nicht hätte werden können. Primär handelt es sich zwar um ein Drama, in welchem ein alteingesessener Filmstar das Aufkommen des vertonten Filmes nicht wahrhaben will, nicht ernst nimmt und am Ende an dieser Neuentdeckung, mit Hilfe von Alkohol, Depression und Selbstmitleid, zu Grunde geht. Auf der anderen Seite kommt der Humor, eigentlich könnte ich auch "der Witz" schreiben, ganz und gar nicht zu kurz, wodurch der Film sehr beschwinglich und sorglos wirkt, stark in Kontrast zu dem tragischen und tristen Plot. Dies erzeugt teilweise sogar den Eindruck, der Film wäre als eine Hommage konzipiert.

Da es sich um einen Stummfilm handelt, kommt das Problem auf, wie man die Geschichte erzählt und den Inhalt widergibt. Die ganze Zeit über nur Text zu lesen, wenn jemand redet, ist auch langweilig und anstrengend. Ergo braucht man immens gute Schauspieler, die mit ihrer Mimik alle Emotionen und Gedanken rüberbringen können. Und in Jean Dujardin und Bérénice Bejo ist dem Castingteam ein wahrer Glücksgriff gelungen. Die beiden sind nämlich so präsent und dominant auf der Leinwand, dass sie die 30er Jahre wörtlich wieder aufleben lassen, anstatt nur ein Drehbuch abzuspielen. Man könnte schon fast sagen, sie seien in ihre Rollen verliebt bzw. werden eins mit ihnen.

Die Bildkulisse ist meistens eher mager gestaltet, muss das Auge doch viel mehr Informationen aufnehmen, da der Gehörsinn mehr oder weniger wegfällt. So kommt es, dass der Regisseur stellenweise richtig penetrant ein Objekt hervorzuheben versucht, um den Zusehern zu vermitteln, "Hier, um DAS geht es gerade!". Die Musik dient dem Ganzen ebenfalls als ein kontexttragendes Element. Dies geschiet zwar in jedem Film, aber in The Artist bemerkt man das erst so richtig, wie ausschlaggebend das richtige Musikstück gerade sein kann, um eine Szene zu untermalen und zu formen.

Generell erzeugt dieser Film, und dies ist meiner Meinung seine größte Stärke, im ganzen Hörsaal eine vollkommen eigene Atmosphäre, sodass der Kinobesuch ein ganz besonderes Erlebnis wird. Jedes Kichern, jedes Räuspern einer Person wird vom Rest des Publikums wahrgenommen, da einfach auf der Leinwand nichts gesprochen wird. Genial! Nach meinem Kinogang hätte ich gerne mehr solche Stummfilme im Kino gehabt. Ich empfehle jedem von euch, sich diesen Film anzusehen, solange es ihn noch im Kino spielt!

santi

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