25. August 2011

Super 8

Super 8 erzählt die Geschichte von einer Gruppe Jugendlicher, die ein Trashmovie drehen wollen. Während ihren nächtlichen Dreharbeiten werden sie Zeugen eines Zugunglücks. Zuerst fliehen sie noch von der Szenerie und schwören, niemand etwas davon zu erzählen (ich sag nur: "Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast..."), sind sie doch gegen den Willen der Eltern unterwegs. Nach und nach geschehen aber immer seltsamere Dinge in der fiktiven Kleinstadt Lillian: Hunde reißen aus, elektrisch betriebende Geräte verschwinden, nach und nach auch Menschen, die Stromzufuhr spielt verrückt, Militärs tauchen auf und stellen die Stadt auf den Kopf, etc. Hm, da scheint hinter dem Zugsunglück doch wohl mehr gesteckt zu haben!


Ich muss mir eingestehen, dass ich mit sehr wenig Erwartungen in diesen Film gegangen bin, und jeder, der sich den Film ansehen möchte, dem sollte J.J. Abrams (Lost, Cloverfield) vorher schon ein Begriff sein. Abrams üblich, baut sich eine Unmenge an Mysterien und Geheimnissen in seinen fiktiven Welten auf, welche aber *sarkasmusalarm* TOLLERWEISE nie aufgeklärt werden. "Baun wir erstmal eine immense Spannung auf mit schier abwegigen Ideen, um die Einschaltquoten zu erhöhen und das Interesse der Zuseher zu binden, lassen aber nach Ende das Publikum im Trockenen sitzen!" Yak...aus diesem Grund habe ich mir Lost nach der ersten Staffel nicht länger angesehen. Viele in meinem Bekanntenkreis wollten es ja nicht einsehen: "Nein, das wird bestimmt noch alles aufgeklärt!" Ich rolle immer noch mit meinen Augen...

Verständlich also, dass ich mit leichten Vorurteilen in den Kinosaal gegangen bin. In diesem Aspekt hat mich Abrams übrigens nicht enttäuscht: es wird nichts...NICHTS erklärt. Der Zuschauer darf sich die Puzzlestücke rund um die genauere Hintergrundgeschichte selber zusammenbasteln. Diese Art von Geschichtenerzählung finden viele Leute offensichtlich spannend (siehe Einschaltquoten von Lost), aber ich einfach nur anstrengend. Ein Videospiel, dass alle paar Minuten einen "Lag" hat und man dadurch die Geschehnisse der letzten 5-10Minuten verpasst, welche essentiell für das Gesamtverständnis der Handlung sind, wird doch auch nicht weitergespielt. Warum wird dann Lost....NEARGH, meinen Standpunkt diesbezüglich habe ich glaube klar gemacht.
Und auch der Rest von der Story, sei es rund um das Militär, der Polizist, der sich mit dem Militär anlegt, die abenteuerliche Schnitzeljagd der Jugendlichen nach einer vermissten Person, sind für jeden, der schon mehr als 50Filme in seinem Leben gesehen hat, doch sehr berechenbar. E.T. lässt grüßen...
Generel hat der Film keine Pointe. Er wirkt nur wie ein weiteres Sammensurium von Ideen, welche alle ungenutzt bleiben und am Ende im Nichts versiechen. Schade irgendwie.

So, nun habe ich mal ein bisschen Dampf abgelassen, und mit Sicherheit ein falsches Bild von dem Film, und auch meiner eigenen Meinung, erzeugt. Ich finde den Film nämlich klasse! Abgesehen von Abrams typischen Drehbuchentwürfen, sahnt der Film durch die gesamte Kategorienbank Punkte ein. Alleine wenn man den Cast analysiert, fällt einem auf, dass ein überwiegender Teil aus Jungdarstellern besteht. Diese haben fast alle bereits eine eigene Vergangenheit in der Schauspielerei, aber spätestens ab Super 8 ist ihnen der Sprung in den Hollywood Swimming Pool gelungen. Joel Courtney und Elle Fanning (beide unter 15Jahren alt) bringen die jugendliche unverblümte Romanze der ersten großen Liebe erstklassig auf die Leinwand, so kitschig sie auch sein mag. Die Bindung ihrer Charaktere kauft man ihnen jedenfalls mehr ab, als so manchen erwachsenen Schauspielerduo. Generel habe ich bei keiner der Figuren den Eindruck gehabt, einen Schauspieler zu sehen, sondern einfach nur die Figur. Großes Daumenhoch! Die Charaktere haben alle ihre eigenen Stärken und Schwächen, und der Ausbau der Persönlichkeiten ist das pure Gegenteil von flach, finde ich. Ganz großes Lob an dieser Stelle an die Schauspieler und die Regie!
Ein bisschen übertrieben ist dennoch die Wandlung des Hauptcharakteres, der offensichtlich zu allem, was sein bester Freund von ihm verlangt, "ja" sagt, durch den Verlust der Mutter leicht traumatisiert, und durch den zu strengen Vater, auch leicht eingeschüchtert und zurückhalten sein sollte. Am Ende ist er trotzdem der Hero, der allen Befehle gibt, die guten Ideen hat und auf einmal mehr Mut besitzt, als der unglaubliche Hulk Wut. Über diese Logik lässt sich sicher streiten, aber darüber kann ich noch hinwegsehen, ist die Darstellung doch recht glaubhaft eingefangen und nicht in einen Berserkermodus ausgeartet wie in The Descent oder 28 Days later. Von Inszenierung hat der J.J. also doch Ahnung!

Zur Bildkulisse... Wahnsinn: da fährt ein Panzer über einen Kinderspielplatz, während in der ganzen Kleinstadt die Welt untergeht...Awesome! Und auch das Zugunglück zu beginn des Filmes wirkt so, als hätte man Final Destination mit Pearl Harbour in einen Mixer gesteckt. Visuell gibt der Film einiges her.
Der Soundtrack kann auch punkten. Zwar kann man die Eindringlichkeit wie zum Beispiel in Inception oder Sucker Punch vermissen, aber die musikalische Hintergrunduntermalung ist nie penetrant nervig, nie störend, nie unpassend. Es fehlt halt der gewisse Kick dahinter. Aber nungut, mit einer Überladung hätte man den Film auch ins Lächerliche ziehen können. Hier hat Abrams eine gute Wahl getroffen, die Musik subtil zu halten.

Super 8 unterhält extrem gut und kann man sich den Film auf jeden Fall öfter ansehen. Das Setting in den späten 70er Jahren der Vereinigten Staaten lässt in manchem Zuseher sicher Nostalgie aufkommen. Die Charaktere sowie die Darsteller sind top, und auch die Geschichte fesselt. Hier und da fehlt noch ein bisschen Feinschliff, aber wir wollen mal nicht pingelig sein. J.J. Abrams zeigt hier ganz großes Kino und Super 8 ist meiner Meinung nach der Must-See diesen Sommer. Jeder hat eigene Vorstellungen von Geschichtenerzählung und wem Lost und Cloverfield gefallen hat, und mit unbeantworteten Fragen kein Problem, dem wird der Film ziemlich gefallen. Selbst ich, als ein Abrams Antifanboy, dachte mir während dem Abspann "Geil...einfach nur geil!"

santi

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen