16. Mai 2012

The Avengers - Teil 1: Hulk

Im Zuge meines Kinobesuch von Marvels "The Avengers" wollte ich wie immer ein Review zu meinen Impressionen des Filmes schreiben. Meine Begleitung sah es jedoch als Sakrileg an, wenn ich über diesen Film schreibe, aber nicht über die Vorgänger, welche zu dem Zusammentreffen der Helden und schlussendlich zu dem kolossalen Klimax führen. Nun gut, da ich ja Bitten liebendgerne entgegennehme, da sie auf großes Interesse an meinen Blog hinweisen, beginne ich diese Woche mit einem Avengers-Marathon. Bis Sonntag werde ich jeden Tag einen neuen Superhelden beleuchten. Den Anfang macht sogleich mein ganz besonderer Liebling, der Hulk!!!



Hulk in Szene zu setzen ist nun nicht so leicht. Er ist schließlich auch ein drei Meter großer, muskelbepackter, wieselflinker Chaosstifter. Einen geeigneten Schauspieler dafür gibt es nicht, da ein grün angemalter Bodybuilder die Furiosität hinter dieser Kreatur nicht übermitteln kann und daher vom Publikum nicht akzeptiert wird. Freilich gab es schon vorher einige Film über das grüne Monster, aber erst die CGI-Technologie konnte diese Comicfigur "realistisch" und comicnahe erschaffen. Den ersten Versuch unternahm man mit dem Film Hulk aus dem Jahr 2003. Nicht gerade der einfallsreichste Titel, aber er bringt die Thematik zumindest auf den Punkt. In diesem Streifen wird geschildert, wie der Nuklearphysiker Bruce Banner durch einen Radioaktivitätsunfall eigentlich zu seinem Alter Ego Hulk geworden ist und wie Ersterer damit umgeht. Der Hauptdarsteller Eric Bana (Troja, Black Hawk Down) war sich seiner Vorreiterrolle innerhalb dieses Filmes, neben Spiderman und X-Men, mit dieser neuartigen Darstellungsmöglichkeit von Superhelden durchaus bewusst und bringt die zerstörerische Natur des Giganten, sowie die fast schon weinerliche Schwächlichkeit des menschlichen Gegenstückes, hervorragend rüber und scheint sichtlich Spaß daran gehabt zu haben. Einzig grobes Manko des Filmes war sein zu großes Verlangen, eine Comicumsetzung zu sein, wurden doch, stellenweise übertrieben häufig, verschiedene Kameraeinstellungen auf einmal, über- und nebeneinander gezeigt, um den Eindruck zu vermitteln, man betrachte wirklich gerade die Seite eines Comicbuches.

Anders macht dies der Versuch von den Marvel Studios höchstpersönlich, welche im Jahr 2008 erneut einen Film (Der unglaubliche Hulk) über diesen Superhelden produzierten. In dieser Neuinterpretation wird die (fast) gesamte Geschichte von Bruce Banner wesentlich erwachsener erzählt. Man wollte nicht den Eindruck erzeugen, Bruce sei ein Schwächling und Hulk sei seine Möglichkeit, stark zu sein. Nein, man wollte viel mehr die Perspektive vermitteln, dass Bruce ein ganz normaler Mensch ist, der genauso soziale Probleme wie jede andere Person auf diesem Planeten hat. Leider wurde diesbezüglich ein bisschen gepfuscht, da diese typische 0815 Highschoolstory, wie sie es auch schon im Jahr 2003 gab, erneut aufgegriffen und Basis der Handlung wurde. Den Unfallhergang, wie der Hulk entstanden ist, wurde gänzlich eingespart.
Bruce wird ab und zu zum Monster Hulk; dass Militär will diese Mutation technologisch als Waffe einsetzen, um Supersoldaten zu erschaffen; die Frau, in welche Bruce verliebt ist, war nicht nur seine Laborpartnerin, sondern ist auch gleichzeitig die Tochter des Generals, welcher den Hulk jagt und einsperren will; deshalb will dieser seine Tochter nicht mehr in die Nähe von Bruce/Hulk lassen; woraufhin dieser noch wütender wird; ... ja bla, den Rest könnt ihr euch eh denken. Nun ist Der unglaubliche Hulk ein Mischmasch aus Fortsetzung des ersten Filmes, welcher eigentlich von einem anderen Studio produziert wurde, und eigenständiger Film, welcher die komplett gleiche Geschichte erzählt. Auch die Neubesetzung mit Edward Norton, welchen ich eigentlich sehr schätze, beurteile ich skepsisch, wenn nicht sogar negativ. Vielleicht wurde er für diese Rolle ausgewählt, da er in Fight Club, Primal Fear und The Score schon zeigte, dass er zwei Personen in sich vereinen und so eine Schizophrenie spielen kann, aber leider wirkt er hier fehl am Platz, weil er für die zweite Persönlichkeit keinen Platz für freie, individuelle Interpretation hat und somit nur auf Bruce Banner sitzen bleibt.

Inhaltlich können beide Filme also nicht mit großen Innovationen und Kreativität beeindrucken, wohl aber mit der Action. Wenn der Hulk auf Berserkermodus schaltet, beben sogar die Sitze im Kinosaal. Was mich zu einem anderen Aspekt bringt. Was ist so faszinierend an diesem Superhelden und warum mag ich ihn so? Im Grunde ist er ja nur eine übergroße, primitive Zerstörmaschine. Falsch! Hulk ist wesentlich vielschichtiger. Denn ihr müsst sehen, dass Hulk aufgrund seiner destruktiven Art eigentlich kein Superheld ist. Er ist ein sogenannter Antiheld. Es liegt nicht in seinem Interesse, Schwache und Unschuldige zu beschützen. Er ist wütend und will einfach die ganze Zeit etwas zum Kaputtschlagen haben. Bruce Banner ist der wahre Held hier! Nicht nur, dass er mit dieser Bürde, zum Hulk werden zu können, leben muss, er kann sich auch nicht der Verantwortung entziehen, diese Kraft zu kontrollieren. Er selber hat keine wirklichen Feinde, die ihn bedrohen oder ihm gefährlich werden könnten. Er selber ist seine größte Bedrohung. Er selber bringt die Menschen, die er gerne hat, in Gefahr. Der wahre, heldenhafte Akt liegt also darin, nicht zum Hulk zu mutieren!

Was mich zu meinem nächsten Punkt bringt: Mutation. Viele Helden sind solche, weil sie eben diese sein wollen. Siehe Iron Man, Captain America, Spiderman, Dare Devil, The Punisher, Batman. Alle diese Persönlichkeiten haben eine Wahl. Hulk hingegen ist ein Unfall gewesen. Bruce will dieses Schicksal gar nicht für sich selber. Doch anders als alle anderen, die jederzeit untertauchen und Schluss machen könnten, hat er diese Option nicht. Einmal wieder wütend werden und zack, unleash the chaos! Er will einfach nur in Ruhe gelassen werden. Doch die Menschen lassen ihn nicht in Ruhe, belästigen und bedrängen ihn, woraufhin die Plattmachorgie von vorne losgeht. Hulk ist kein Held, er ist eine biochemische Reaktion auf sein Umfeld. Menschen sind schei*e zu ihm, er revangiert sich entsprechend und ist schei*e zu ihnen zurück! Hulk zeigt den Menschen in einer sehr radikalen Weise ihre Fehler auf und wie asozial sie zueinander sind, und lässt sie dafür büßen. Er ist nicht nur ein Symbol für kleine Kinder, dass sich das Leben später an den bösen Mobbern rächen wird und man selber alles erreichen kann. Er ist, um es poetisch auszudrücken, Spiegel der Welt und Ruhepol, zugleich aber auch Gottes Zorn höchstpersönlich!

Bleibt nun noch die Frage offen, ob die Filme sehenswert sind. Denn wie ihr sicher bemerkt habt, bin ich auf die Filme nicht so sehr eingegangen, sondern habe viel mehr die Figur Hulk und Bruce Banner analysiert. Fakt ist nun mal, dass man auf diese Comicfigur stehen muss, um die Filme richtig genießen zu können, ansonsten sind sie nur visuel hübsche Actionfilme ohne viel Tiefgang, die sich in vielen Phasen der Handlung sogar ident sind.
santi

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