18. Mai 2012

The Avengers - Teil 3: Thor

Auf zu Artikel Nummer 3! Held dieser Ausgabe ist kein Geringerer als der Donnergott Thor persönlich, welcher, meiner Meinung nach, nicht nur einer der umstrittensten Helden der Avengers, sondern auch des ganzen Marvel Universums ist. Ihr müsst nämlich wissen, Thor kommt nicht von der Erde, sondern von einem anderen Teil unserer Galaxie, welcher von seinem Volk, den Asen, "Asgard" genannt wird. Über die Brücke "Bifröst" gelangen die Asen in andere Teile der Galaxis (ja, es sind beide Schreibweisen möglich) und retteten auf diese Weise vor mehreren Jahrhunderten die Erde vor den Frostriesen und einer drohenden Eiszeit. Wo fand dieser epische Kampf statt? Im tiefen Norden, wo einst die Wikinger beheimatet waren und heute die Norweger und Schweden leben. Diese sahen, wie die Asen triumphal die Schlacht gewannen und machten sie prompt zu ihren neuen Göttern. Die nordische Mythologie war geboren! Von nun an erzählte man sich diese Geschichten und Legenden immer weiter, bis schlussendlich nicht mehr von natürlichen Wesen, sondern von fiktiven Göttern die Rede war. In Wahrheit sind Thor, Odin, Loki und Co. aber nur Außerirdische mit humanoider Erscheinung, die vor ein paar Jahren die Erde besuchten. Und genau dies macht Thor ein bisschen, hm, seltsam, vielleicht sogar unpassend. Denn jeder Held der Avengers ist im Grunde ein Mensch. Auch Captain America und Hulk sind Menschen, nur halt durch Genmanipulation leicht mutiert. Thor hingegen ist nicht von dieser Welt. Ein reales, verwundbares Wesen, kein Gott also. Auf der anderen Seite hat er trotzdem eine für menschliche Verhältnisse überdurchschnittliche Lebensspanne, enorme physische Kräfte (unter anderem nimmt er es locker mit Hulk auf), besitzt seine mächtige Waffe "Mjöllnir", die nur ihm gehorcht, und kann Blitze kontrollieren. Er hat schon seinen ganz eigenen Reiz, was seine Comicabenteuer und ihn genrell als Superhelden sogar charmant macht, aber er passt einfach nicht so richtig in die Avengers hinein bzw. auf die Erde, finde ich, und er verleiht dem finalen Film, so absurd es auch klingen mag, etwas zu Science Fiction-artiges. Der Mix mit dem Echtzeitszenario und der nordischen Mythologie ist in den Comics durchaus aufgegangen und an sich eigentlich ein sehr kreativer Einfall. Ihn jedoch in ein irdisches Superheldenteam einzubinden, ist, meiner Meinung nach, trotzdem nicht so ... grrrr, mir fallt einfach kein richtiges Wort dafür ein!




Die einzige andere "Schwäche" des Filmes (es ist ja eigentlich keine Schwäche; ich stehe voll auf dieses SciFi-Zeugs und finde diesen Mash-Up mit unserer Welt ganz interessant, aber andere finden es vielleicht vollkommen abschreckend) wäre die sehr durchschaubare Handlung. Ein paar Frostriesen dringen in Asgard ein, um ein wertvolles und mächtiges Artefakt zu stehlen. Thor will die Frostriesen gewaltsam zur Rede stellen, warum und wie sie dies schaffen wollten. Er wird von seinem Vater Odin gestoppt und zurückgeholt, nachdem Thor eine Beendigung des Waffenstillstandes und eine neue Kriegserklärung heraufbeschwor. Als Strafe und Lektion wird ihm nicht nur sein Hammer weggenommen, was anscheinend einer Kastration gleicht, sondern er wird von Odin auch auf die Erde verbannt. Solange, bis er sich wieder als würdig erweist, seine Waffe schwingen zu dürfen. Nun muss er sich erst mal in der Menschenwelt zurechtfinden und seine pubertären Charakterzüge überwinden und hinter sich lassen, um ein weiser Prinz für sein Volk zu werden. Währenddessen intrigiert sein jüngerer Bruder Loki zuhause, um endlich aus dem Schatten seine Bruders zu treten, Herrscher zu werden und größere Zuneigung seines Vaters zu erhalten.

Hm, naja, der Plot ist leider nicht gerade neu, aber effizient und schnell erzählt. Langeweile kommt im Publikum nie auf. Doch merkt man dem Film Thor sehr deutlich an, dass er überwiegend als Verbindungsglied konzipiert wurde, um dem späteren Werk The Avengers einen Bösewicht zu liefern. So tauchen in Thor bereits ein paar andere Charaktere des Marvel Universums auf, die in dem Abschlusstitel der Reihe zusammengeführt und größere Rollen spielen werden.

Bitte interpretiert meine Worte nicht zu harsch oder negativ, Thor ist ein sehr... knackiger Film und mit den Hauptdarstellern Chris Hemsworth (als Thor), Tom Hiddleston (als sein Bruder Loki), Anthony Hopkins (als Allvater Odin) und Idris Elba (als Torwächter Heimdall) ist dem Castingteam ein wahrer Glanzgriff gelungen. Einzig nervige Person ist Natalie Portman. Wenn nicht gerade irgendwo ein Schwan entlaufen ist, wundere ich mich schon, was die auf dem Set verloren hat. Besonders die emotionale Zuneigung zwischen Thor und ihr wirkt immens künstlich und aufgesetzt. Das habe ich anders ohnehin nicht erwartet, da Natalie nur künstlich und aufgesetzt spielen kann. (Ja, ich mag sie als Schauspielerin nicht. Als Mensch ist sie vielleicht eh ganz nett, aber als Schauspielerin...) Außerdem schien es mir so, als ob diese Hintergrundhandlung nie Teil der Comicvorlage war, sondern nur dazu diente, ein größeres Spektrum an potenziellen Zusehern_innen zu gewinnen. Und kann mir bitte jemand erklären, was für Makel Thor hat? Bruce Banner muss mit seiner Aggressionsbewältigung, Isolation und der Abneigung des Vaters seiner großen Liebe leben; Tony Stark ist ein alkoholkranker, selbstgerechter und narzisstischer Waffenhändler, der auf andere Menschen und deren Interessen recht wenig Rücksicht nimmt; Steve Rogers ist eine Person, die von manchen Leuten wahrscheinlich in die Kategorie "Schwächling" eingeordnet und auf dem ständig herumgetrampelt wird, und welche sich dementsprechend behaupten und nicht nur Anerkennung, sondern auch Respekt verdienen will. Thor hingegen ist im Geiste einfach ein übermütiger Jugendlicher, der später Geschwisterstreitereien mit seinem Bruder hat. Der ganzen Figur fehlt einfach das Marvel-typische Merkmal, ihren Superhelden sozioal und emotional schwerwiegende Probleme und mentale Konflikte mitzugeben. Vielleicht irre ich mich in diesem Aspekt auch, sah ich doch nur den Film und habe die Comics nie gelesen. Wenn sich jemand besser auskennen sollte, darf diese Person sich gerne bei mir melden und mich belehren.

Thor ist dennoch für zwischendurch oder einen Filmabend sehr sehenswert. Vor allem dann, wenn man sich auf The Avengers vorbereiten will. Marketing- und Trickfilmtechnisch finde ich den Schritt von Marvel, ein eigenes Filmstudio aufzumachen (Marvel Studios), immens wichtig, intelligent und, um es simpel zu formulieren, gut, da Marvel nun endlich die Entscheidung selbst in der Hand hat, wie ihre Comics in Filme umgesetzt werden. Die Lizenzen von Spiderman und Co. wurden davor stets an andere Studios verkauft. Wie wir aber bereits an Der unglaubliche Hulk (2008) und Iron Man 1 & 2 sahen, können die hauseigenen Leute das Feeling der Comics immer noch am besten einfangen.

santi

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